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Kultur

München hat eine vielfältige Kulturlandschaft, die sowohl aus international sichtbaren Institutionen, als auch aus lokalen Kulturzentren und Bibliotheken besteht. Als Jusos sind wir überzeugt, dass Kultur für die Selbstbeschreibung unserer Stadtgesellschaft essentiell ist. Sie macht einen großen Bestandteil der Lebensqualität aus und ist Grundlage von Dialog und Verständigung, die Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen zusammenführt. Dafür ist es unabdingbar, die kulturelle Teilhabegerechtigkeit für alle Münchner*innen zu gewährleisten. Das Ziel sozialdemokratischer Kulturpolitik lautet: Kultur für Alle!  

Die Interkulturalität und Vielfalt unserer Stadt begreifen wir als Entwicklungschance. Besonders vor dem Hintergrund des Rechtsrucks in Europa ist es umso wichtiger, auch vor Ort in München die freiheitliche Entfaltung künstlerischen Arbeitens zu verteidigen. Es gilt, pauschalen und plumpen Angriffen von konservativer und reaktionärer Seite entschieden zu widersprechen. Seit mehreren Jahren erleben wir einen „Kulturellen Klimawandel“ in dessen Folge sich die Grenzen des Sagbaren verschoben haben. Wir verstehen Kulturpolitik auch als ein Feld, in dem sich unsere freie, solidarische und offene Gesellschaft völkisch-autoritären Nationalist*innen widersetzen kann und muss.

Kultur für Alle!

Kunst und Kultur müssen für Alle zugänglich sein, gerade auch für Menschen aus einkommensschwachen oder bildungsfernen Haushalten. Daher fordern wir

langfristig freien Eintritt in alle städtischen Museen. Als Möglichkeit für eine Übergangszeit schlagen wir ein Konzept flexibler Eintrittspreise vor, das aus einer Kombination von Festpreisen mit entsprechenden Ermäßigungen für Schüler*innen, Auszubildende, Student*innen, Familien, Schwerbehinderte und Sozialhilfeempfänger*innen (bspw. für Sonderausstellungen) und Eintritten auf Spendenbasis (bspw. für Dauerausstellungen) besteht.

„Zugänglich“ bedeutet selbstverständlich auch: barrierefrei. Wir fordern den barrierefreien Ausbau aller städtischen Museen und Kultureinrichtungen. Neben dem Abbau von räumlichen Barrieren verstehen wir darunter auch Zugangsbarrieren auf allen anderen Ebenen: vom Publikum über das Programm bis zum Personal. In diesem Zusammenhang fordern wir die Einrichtung eines Projektbüros zur Diversitätsentwicklung.

Um allen einen Zugang zu Kultur zu gewährleisten, braucht es eine wirkungsvollere Informationspolitik zu Fördermöglichkeiten und bereits geförderten Projekten. Wir fordern daher eine differenzierte Aufteilung auf der Homepage der Stadt. Ausgerichtet auf potentielle Antragsteller*innen wie zum Beispiel Organisationen, Künstler*innen und Schulen, sollen die einzelnen Fördermöglichkeiten für diese übersichtlich dargestellt werden.

Begleitend dazu fordern wir mehr Transparenz in der Fördergeldvergabe in Form einer Auflistung der Förderprojekte und Fördersummen auf der Homepage der Stadt. So wird im Sinne eines transparenten Demokratiegedankens die Partizipation im und am kulturellen Geschehen der Stadt niederschwellig ermöglicht. Wir lehnen feudale Förderstrukturen ab.

Wir kämpfen außerdem weiterhin dafür, dass die freie Kulturszene in München ebenso von den Fördermitteln des Kulturfonds Bayern profitieren kann wie die Kulturszene im übrigen Freistaat.

Darüber hinaus soll öffentliche Kunst auch öffentlich verwendbar sein, dies gilt auch für den digitalen Raum. Wir fordern, dass unter der Verwendung der „Creative Commons-Lizenz (CC BY-SA 4.0) alle Kunstwerke der städtischen Sammlungen (nicht nur gemeinfrei) ohne weitere Erlaubnis zu nicht kommerziellen Zwecken fotografiert, kopiert, geteilt, verbreitet und für Wissenschaft und Forschung sowie zur kreative Nutzung verwendet werden dürfen. Wir fordern eine breit angelegte Digitalstrategie und die Entwicklung eigener Online-Lernumgebungen für die Münchner Volkshochschule. Um kreatives Arbeiten weiter zu unterstützen ist es wichtig zusätzlich einen kommunalen Softwareverleih einzurichten, der den Menschen Bildbearbeitungs-, Videoschnitt-, sowie Sprachlernprogramme zur Verfügung stellt.

Räume für Kultur

(Öffentlicher Raum)

Die bestmögliche Entfaltung der Münchner Kulturlandschaft ist durch Flächen- und Raumknappheit bedroht. Kunst und Kultur müssen mehr sein als ökonomische Faktoren. Sie verändern und beeinflussen urbane Räume. Wir wollen Synergien zwischen Kultur- und Stadtentwicklung nutzen, um innerhalb der Stadt Austausch, Verständigung, Kommunikation und Annäherung zwischen unterschiedlichen und sich widersprechenden Kulturen und Lebensweisen zu fördern. Wir wollen weniger Werbung in unserer Stadt und Nutzungskonflikte zugunsten von Stadtquartieren und Flächen mit hoher Aufenthaltsqualität ohne Konsumzwang lösen. Solche Orte, die Freiräume ohne Konsumdruck sind und für Ausstellungen, Konzerte, Theater und kulturelle Veranstaltungen aller Art zur Verfügung stehen, fehlen in München. Wir wollen daher mehr Räume für Kultur.

In den letzten Jahren hat München ein Sterben der Popkultur erlebt. Um dem entgegensteuern zu können, müssen neue Proben- und Bandräume geschaffen werden (Sozialpolitik).Um die Bezahlbarkeit von Proberäumen zu gewährleisten, wurden bereits 2018 Mietzuschüsse von der Stadt eingeführt: Wir wollen diese beibehalten und auch auf Musiker*innen ohne Hochschulabschluss ausweiten. Wir fordern die Schaffung von Bandräume in städtischen (Neu-)bauten. Gerade Gebäude, die nur tagsüber genutzt werden, können abends als Probe- bzw. Übungsraum dienen. Das soll von städtischer Seite gefördert werden. Außerdem sollen private Bandräume auf einer städtischen Plattform kostenlos oder -günstig geteilt werden können (Sharing-System).

Wir fordern eine kostenlose Zwischennutzung bei nicht kommerzieller Zwischenvermietung zu ermöglichen. Um Raum für Kultur zu schaffen, sollen Orte für Zwischennutzungen schnell und unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden. Dazu braucht es eine Vernetzung der städtischen Kultureinrichtungen und die Unterstützung des städtischen Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft bei der Organisation von kulturellen Zwischennutzungslösungen. Als konkretes Projekt fordern wir „Das leere Fenster“: nicht genutzte Schaufenster oder leerstehende U-Bahn-Kioske  werden zum Ort für Kunst, Fotografie und Installationen aller Art (Stadtentwicklung).

Darüber hinaus wollen wir (mehr) StreetArt in München! Dafür soll in der Stadtverwaltung eine Stelle geschaffen werden, bei der Flächen angemeldet werden können, um diese dann transparent an Künstler*innen weiterzuvermitteln. Außerdem sollen mobile Übungswände für Graffiti im öffentlichen Raum aufgestellt werden.

Das Kunstareal im Herzen Münchens mit seinen Museen und Hochschulen ist einer der wichtigsten Kulturstandorte in Europa. Wir fordern aus aktuellem Anlass, den zweiten Bauabschnitt der Pinakothek der Moderne zu nutzen, um in Absprache mit dem Freistaat Bayern und der Stiftung Pinakothek der Moderne das ganze Kunstareal als autofreien Raum zu planen. Wir wollen die physischen Grenzen zwischen den einzelnen Museen und Häusern sowie die das Viertel zerschneidenden Straßen nach und nach abbauen. In Zukunft soll die Tram im Kunstareal so wie im Englischen Garten durch grüne Wiesen fahren; die Aufenthaltsqualität des Areals wird erhöht. Ein autofreies Kunstareal bietet der Stadt die Gelegenheit, sich ausgehend von ihren herausragenden Kultureinrichtungen neu zu erfinden. Hierbei legen wir großen Wert auf nicht kommerzielle Angebote. (→  Klima, Umwelt und Energie, Mobilität, Stadtentwicklung).

Wir fordern die Einrichtung eines „Museums der Arbeit“, das der Aufarbeitung der historischen Entwicklung der Arbeits- und Lebensbedingungen unserer Gesellschaft dient. Die thematische Ausrichtung berücksichtigt dabei besonders die Veränderungen der Arbeitsbedingungen im Kontext des gesellschaftlichen Wandels von industrieller zu Dienstleistungs- und digitaler Gesellschaft sowie Formen immaterieller und kreativer Arbeit in Verbindung mit der Kreativindustrie. Das Ausstellungsprogramm soll in Zusammenarbeit mit dem Archiv der Münchner Arbeitnehmer*innenbewegung entwickelt werden, das räumlich und organisatorisch angegliedert zum Grundstein der Sammlung des Museums werden soll. Das Museum wird durch den Aufbau einer öffentlich zugänglichen „Bibliothek der Arbeit“ ergänzt.

Theater

Wir sehen das Theater als einen der zentralen Austauschpunkte für die Stadtgesellschaft. Wir wollen aus einem Verständnis der Entwicklung der Künste institutionelle Verschiebungen zulassen sowie die Grundlagen schaffen, dass in den städtischen Theatern gesellschaftlich relevante und politische Themen angesprochen werden. Die städtischen Theater müssen die vielfältige Stadtgesellschaft repräsentieren und dieser einen Spiegel vorhalten. Sowohl vor der Bühne als auch auf der Bühne muss die Diversität der Gesellschaft abgebildet sein. Wir wollen die Internationalisierung der Stückauswahl und des Ensembles, die in den Münchner Kammerspielen in den 2000ern eingeschlagen wurde, weiter verfolgen und ausweiten. Dies bedeutet für uns beispielsweise u.a. die Förderung von schwarzen Menschen als Schauspieler*innen und im Theaterbetrieb. Bei der Auswahl der Intendant*innen fordern wir eine Anhörung und Beteiligung der Mitarbeiter*innen.

Das Theater soll fest in der Stadtgesellschaft verankert sein, deswegen kann es sich nicht nur auf die Theatersäle beschränken, sondern muss auch raus auf die Straße und in die Stadtviertel. Wir fordern die Einrichtung dezentraler Spielstätten und öffentlicher Bühnen.

Wie für die städtischen Museen fordern wir auch für die städtische Kultureinrichtungen wie Theater und Konzerthäuser langfristig freien Eintritt auf die Hälfte des verfügbaren Kartenkontingents. Dabei darf der Zuschauer*innenraum nicht in einen vorderen und einen hinteren Teil geteilt werden, sondern es ist unbedingt auf die Durchmischung der Kontingente über alle Sitzreihen zu achten (bspw. durch eine zufällige Auswahl von Plätzen für das freie Kontingent). Die bereits vorhanden Eintrittsermäßigungen müssen für das Bezahl-Kontingent erhalten bleiben. Um den Zugang zu den Theatern in einer Übergangsphase niedrigschwelliger zu gestalten, fordern wir zusätzlich zu den bereits vorhandenen Eintrittsermäßigungen öffentliche und kostenfreie Generalproben für Jugendliche unter 30 Jahren, Schwerbehinderte, Sozialhilfeempfänger*innen und Familien.

Arbeitsbedingungen

Kunst hat einen Wert! Daher ist es wichtig, dass künstlerische Arbeit sowie Arbeit im Kunst- und Kulturbetrieb fair entlohnt wird. Künstler*innen und Kulturschaffende müssen von ihrer Arbeit leben können! Darüber hinaus verstehen wir unbezahlte Hospitanzen und Praktika in städtischen Theatern, Museen und Kultureinrichtungen als prekäre Beschäftigung und lehnen sie daher strikt ab. Wir fordern eine Evaluierung der Arbeitsbedingungen im städtischen Kulturbereich und eine Anpassung, falls dies notwendig ist. In diesem Zusammenhang fordern wir auch die Überprüfung von Förderanträgen auf das Kriterium hin, ob Künstler*innen in ihren Anträgen berücksichtigen, sich selbst ein Gehalt auszuzahlen.

Rückführung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten

Wir fordern die Stadt auf, ihre Aktivitäten in der Provenienzforschung zu erhöhen sowie auf Kunstwerke auszuweiten, die durch koloniale Bestrebungen in Besitz der Stadt gekommen sind; wir fordern außerdem die Restitution von solchen, in kolonialen Kontexten geraubten Kunstwerken. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, die in der Kolonialzeit begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit klar als solche zu benennen und die Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus in die städtische Strategie der Erinnerungskultur und -politik aufzunehmen. Die Aufarbeitung bedarf eines gesamtgesellschaftlichen Diskurses und muss als kultureller Dialog gestaltet werden. Dafür ist es notwendig, ihn durch Veranstaltungen, Ausstellungen und Publikationen zu begleiten und eine Vernetzung über München hinaus mit anderen Städten möglich zu machen. Für die Koordination und Umsetzung dieser Vorhaben fordern wir eine neue Planstelle im Kulturreferat sowie die Bereitstellung von Mitteln zur Förderung von Wissenschaft, Forschung, Bildung und den gesellschaftlichen Austausch.Die durch die Rückgabe entstehenden Leerstellen sollen als didaktisches Mittel genutzt und thematisiert werden. D.h. die Kunstwerke sollen gerade nicht durch Repliken oder ähnliche Stücke ersetzt werden. Im Gegenteil sollen die Lücken durch die geeignete Darstellung der Geschichte eines Werkes sowie der historischen und gesellschaftlichen Bewertung dieser zur kritischen Reflektion des geltenden Kulturbegriffes sowie der dahinterstehenden Machtverhältnisse genutzt werden.

Wir fordern

  • freien Eintritt für Alle in alle Museen der Stadt
  • den barrierefreie Ausbau aller Museen und Kultureinrichtungen
  • die Einrichtung eines Projektbüros für Diversitätsentwicklung
  • eine Transparenzoffensive sowie die Verbesserung der Informationspolitik zu Fördermöglichkeiten und bereits geförderten Projekten
  • die freie Verwendung aller Kunstwerke der städtischen Sammlungen nach der „Creative Commons“-Lizenz
  • neue Bandräume
  • schnelle und unbürokratische Zwischennutzung
  • das autofreie Kunstareal
  • die Einrichtung eines „Museums der Arbeit“
  • die Abbildung der Diversität der Stadtgesellschaft in den Theatern durch Internationalisierung von Stückauswahl und Ensemble
  • die Anhörung und Beteiligung der Mitarbeiter*innen bei der Auswahl der Intendant*innen der städtischen Theater
  • die Einrichtung dezentraler Spielstätten und öffentlicher Bühnen
  • freien Eintritt auf die Hälfte des verfügbaren Kartenkontingents der städtischen Theater
  • Ein kommunalen Verleih für Design- und Lernprogramme
  • eine Evaluierung der Arbeitsbedingungen im städtischen Kulturbereich und eine Anpassung zu fairer Entlohnung, falls dies notwendig ist.
  • Erhöhte Anstrengungen in der Provenienzforschung und deren Ausweitung, die Rückführung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und die Einrichtung einer neuen Planstelle sowie die Bereitstellung von Mitteln
  • Die durch die Rückgabe entstehenden Leerstellen sind als didaktisches Mittel leer zu belassen und zu thematisieren.